Neue Perspektiven: Mit Migrationserfahrung zur Ausbildung
©Text/Fotos: Nona Nersesyan, KAUSA-Landesstelle Brandenburg
Rasuol Nazari ist in Afghanistan geboren. Seit 2016 wohnt er in Cottbus und hat sich auf die Suche nach neuen Perspektiven und Chancen gemacht. Im Gespräch teilt er seine Erfahrungen von der Schulzeit bis zur Ausbildung und erzählt von den Hürden und Erfolgen auf seinem Weg.
Rasuol, Du bist seit 2016 in Cottbus. Wie war Dein Start in Deutschland?
Ich habe in der Schule des zweiten Bildungsweges die 9. und 10. Klasse abgeschlossen. Ich wollte ursprünglich Abitur machen, aber das war für mich sehr herausfordernd und ich musste es abbrechen.
Wie ging es dann für Dich weiter?
Meine Frau hat eine Ausbildung als Pflegehelferin gemacht und arbeitet seit einem Jahr in diesem Beruf. Sie ist sehr zufrieden damit. Ich habe beschlossen, auch eine Ausbildung zu machen. Ohne Ausbildung hat man in Deutschland nicht die besten Chancen. Ich habe ein Jahr bei einer Möbelbaufirma gearbeitet und wollte dort eine Ausbildung als Polsterer anfangen. Aber die Berufsschule war in Potsdam und das war unpraktisch.
Wie kam es dann zur Ausbildung in der Tischlerei?
Ich habe Andrea Behrends, die Projektleiterin der KAUSA-Landesstelle Brandenburg, kennengelernt. Ich wusste nicht, dass es so viele Ausbildungsberufe gibt. Andrea hat mir über den Tischlerberuf erzählt. Ich hatte zwar keine Erfahrung, aber ein Freund hat mir auch empfohlen, es zu versuchen. Es ist interessant, weil man ständig Neues lernen kann und die Tischler werden immer gesucht.
Rasuol, wie hast Du unser Projekt entdeckt?
Ich war bei der IHK, und die Mitarbeiter dort haben mir das KAUSA-Projekt empfohlen. Sie erzählten mir, dass die KAUSA Menschen mit Migrationshintergrund unterstützt.
Hat Dir KAUSA bei Deinem Werdegang geholfen?
Die KAUSA-Landesstelle Brandenburg hat mir die Lehrstellenbörsen der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer (HWK) Cottbus gezeigt. Das war vor einem Jahr. KAUSA hat mir sehr viel Unterstützung gegeben. Gemeinsam mit Andrea Behrends besuchten wir verschiedene Ausbildungsmessen in Cottbus.
Wie fandest Du die Ausbildungsstelle?
Wir haben gemeinsam viel recherchiert und Bewerbungen geschrieben. Viele Firmen haben nicht reagiert, dann habe ich selbst angerufen. Von der Tischlerei Klaus Jerosch GmbH bekam ich schließlich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Das lief gut. Ich habe zunächst zwei Wochen Praktikum gemacht. Meine Erfahrungen aus der Möbelbaufirma haben mir dabei sehr geholfen. Danach erhielt ich ein Angebot für eine Teilzeitstelle bis zum Beginn meiner Ausbildung, die am 1. September 2024 begonnen hat.
Wie läuft Deine Ausbildung bisher?
Ich bin jetzt seit sechs Wochen im Betrieb. Im November beginnt der Unterricht am Oberstufenzentrum (OSZ) in Cottbus. Es wechselt sich immer ab: Arbeiten im Betrieb, dann 3 Wochen Lernen in der Berufsschule.
Welche Bedeutung hat die Ausbildung für Deine Zukunft?
Als wir nach Deutschland kamen, kannten wir das Ausbildungssystem nicht gut. Viele Deutsche haben mir geraten, eine Ausbildung zu machen. Ich habe erlebt, dass man in einer Firma schnell gekündigt werden kann, wenn es nicht genug Arbeit gibt. Mit der abgeschossenen Ausbildung hat man eine Sicherheit. Mit einer Ausbildung lernt man den Beruf und hat bessere Perspektiven.
Wenn ich die Ausbildung abschließe, bin ich mir sicher, dass ich ein gutes Leben habe. Dann habe ich einen festen Job, zusammen mit meiner Frau arbeiten wir Vollzeit. Wir haben zwei Kinder. Meine Frau macht oft Frühschicht, ich bringe die Kinder zur Schule und fahre dann zur Arbeit. Ich muss um 6:30 Uhr im Betrieb sein. Am Anfang war es schwer, aber wir schaffen das.
Wie empfindest Du Dein Leben in Deutschland?
Wir sind super zufrieden in Deutschland. Ich kann sagen, es ist unsere zweite Heimat geworden. Besonders unsere Kinder haben hier in Zukunft bessere Chancen und Möglichkeiten.
Zum Abschluss, was würdest Du anderen, die in ähnlicher Situation sind, raten?
Ich empfehle das KAUSA-Projekt und ähnliche Beratungsstellen. Man sollte sich einfach beraten lassen, so wie ich es getan habe. Es ist wichtig, die Zeit nicht zu verlieren und sich weiterzubilden. Es ist nicht einfach, aber wenn man will, kann man es schaffen.