„Triple Win“ und Ausbildung – gut für die Pflege bei OHV-Kliniken

Der Pflegenotstand ist auch in den Oberhavel Kliniken ein Alltagsthema. Aber längst kein so düsteres mehr, wie noch vor einiger Zeit. Das hat u.a. mit der Entscheidung der Klinikleitung zu tun, auf multikulturelle Pflegeteams zu setzen und damit, ab April 2019 eine eigene Pflegefachschule in Oranienburg zu eröffnen, die mit Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung an den Start gehen soll. So müssen die Mitarbeiter*Innen der drei Kliniken in Hennigsdorf, Oranienburg und Gransee zur Aus- und Weiterbildung künftig nicht mehr nach Neuruppin oder Potsdam fahren – allein das ist schon ein Riesenschritt.

Weil sich schon früh bis zu uns herumgesprochen hat, dass der Klinikverbund offen ist für Mitarbeiter*Innen und Auszubildende mit Migrationshintergrund und diese bereits im Ausland erfolgreich rekrutiert werden, besuchte KAUSA am 19. September 2018 sehr interessiert das Pflegesymposium der OHV-Kliniken, denn hier gibt es erste positive Erfahrungen mit internationalen Pflegeteams – zwar noch keine mit Auszubildenden aus der Gruppe der Flüchtlinge (Asylbewerber*Innen, Asylberechtigten und Geduldeten), aber ein deutliches Interesse, auch für sie Ausbildungsplätze anzubieten und das mit KAUSA-Vermittlung über Praktika und eine gründliche Vorbereitung zu organisieren.

Der bislang erfolgreiche Weg zur Lösung des Fachkräftemangels heißt bei den OHV-Kliniken bislang „Triple Win“. Das ist ein internationales Projekt, mit dem über die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung ZAV der Bundesagentur für Arbeit und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) aus Ländern mit einem Überschuss an ausgebildeten Pflegekräften wie Bosnien-Herzegowina, Serbien oder den Philippinen junge Leute angeworben werden, die Lust haben, ihren Beruf in der Alten- und Krankenpflege in Deutschland auszuüben. So gibt es, laut Pflegedienstleitung im Klinikverbund aller drei Kliniken mit insgesamt 1.856 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 763 Betten inzwischen immerhin Teams mit internationalen Pflegekräften aus 61 Nationen, die jährlich stationär 27.000 Patienten behandeln.

Die OHV-Kliniken haben schon jetzt ein internationales Team

Dass das im Klinikalltag nicht immer leicht und frei von Missverständnissen und Konflikten ist und große Anstrengungen von allen Seiten nötig sind, damit aus Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung mit einem anfangs unterschiedlichen fachlichen Niveau und Verständnis von Pflege funktionierende, echte Teams werden, die gut zusammenarbeiten, schilderten Pflegedienstleitung und Ausbilderteam in ihren Vorträgen. Und auch verschiedene internationale Mitarbeiter*Innen berichteten während der Podiumsdiskussion sehr lebendig und anschaulich, wie sie sich gegenseitig unterstützen, damit auf den Stationen alles nach Plan läuft. Sie alle sehen nach wie vor überwiegend die Vorteile in ihrer gemeinsamen Arbeit, lobten die hohe Motivation und Leistungsbereitschaft internationaler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gern lernen, freundlich und hilfsbereit im Umgang mit Patienten und Kollegen sind, fleißig arbeiten, um fachlich gleichwertige Kolleginnen und Kollegen zu sein.

Azubis der OHV-Kliniken berichten über den Klinikalltag in internationalen Teams

Die im Ausland ausgewählten Pflegefachkräfte mussten bereits vor der Arbeitsaufnahme ein B1-Sprachzertifikat erwerben, eine mindestens dreijährige Ausbildung abgeschlossen haben und an einem einwöchigen Vorbereitungskurs in der Heimat teilgenommen haben. Allein die Gewinnung, Auswahl und fachliche Anpassungsqualifizierung kostet Arbeitgeber über dieses Recruitingmodell mehr als 5.000 Euro pro Mitarbeiter*In. Die „Triple win“-Pflegefachkräfte aus den Philippinen arbeiten aktuell als Pflegeassistent*innen mit dem Ziel am Ende einen B2-Kurs zu absolvieren. Dieser ist mit telc- oder Goethe-Zertifikat notwendig für eine Berufsanerkennung im Land Brandenburg. Für die Berufsanerkennung müssen trotz der vorhandenen Berufsausbildung im Ausland zusätzlich einige Ausbildungsbereiche nachgeschult werden, denn in Deutschland ist z.B. der Bereich „Grundpflege“ ein wichtiger Ausbildungsbereich, der in den meisten andere Ländern der Welt von examinierten Pflegefachkräfte nicht beherrscht wird. Dort wird zumeist nur die „Behandlungspflege“ ausgeübt.

Das bedeutet, dass auch auf junge Auszubildende, die mit Fluchthintergrund nach Deutschland gekommen sind und hier einen Pflegeberuf erlernen wollen, dass eine anspruchsvolle Zeit vor ihnen liegt, denn neben dem nötigen Spracherwerb gibt es auch hohe fachliche Normen.
Zur Unterstützung der Integration von ausländischen Auszubildenden und Mitarbeitern gibt es im Land Brandenburg ein ausgebautes Netzwerk von Institutionen und Projekten, wie das IQ Netzwerk, KAUSA oder Bildungsträger wie die bbw Akademie, die Unternehmen und Auszubildende über das Landesprogramm der Assistierten Ausbildung (AsA) betreuen und bis zum Ende der Ausbildung begleiten. Daneben beraten sie Unternehmen, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzten können gern zu rechtlichen Voraussetzungen zur Berufsausbildung und geben Hilfestellungen für die Inanspruchnahme von finanzieller Förderung.

Nähere Infos zu den Leistungen des IQ Netzwerk Brandenburg: http://www.brandenburg.netzwerk-iq.de/1535.html

Nähere Infos zum Programm Assistierte Ausbildung u.a. hier: https://www.bbw-gruppe.de/ueber-uns/projekte/assistierte-ausbildung-asa.html