Fachtagung des MASGF zur Arbeitsmarktintegration in Potsdam

Das Land Brandenburg hat schon früh die Weichen für die Integration der Geflüchteten gestellt, die seit Ende 2014 hier ankamen. Es wurden Strukturen geschaffen, die ermöglichen sollen, dass aus den Menschen im erwerbsfähigen Alter (etwa 69 %) und vor allem denen mit Bleibeperspektive möglichst schnell Fachkräfte werden können, die viele Unternehmen im Land händeringend suchen. So hätten, wie MASGF-Abteilungsleiterin für Arbeit, Qualifikation und Fachkräfte, Dr. Friederike Haase, in ihrer Begrüßungsrede sagte, von den rund 5.000 Geflüchteten, die bereits eine Beschäftigung haben, rund 3.000 eine sozialversicherungspflichtige Anstellung gefunden – die meisten davon in kleinen und mittleren Unternehmen. Insgesamt 327 junge Zugewanderte hätten in 2018 bereits einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Das seien erste erreichte Meilensteine, ein guter Stand. Mit Blick auf die Zukunft trafen sich am 12. September im Potsdamer Kongresshotel Vertreter aus Ministerien, Kommunen, Institutionen wie Ausländerbehörden, Arbeitsagentur, Kammern, Bildungsträgern und aus Integrationsprojekten, zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Dabei sollte auch beraten werden, was als nächstes zu tun ist und welche Handlungsoptionen aussichtsreich erscheinen.

Nach der Begrüßung und dem Abriss der Gesamtsituation folgten ein interessanten Vortrag über rechtliche Fortschritte und Probleme bei der Integration international Schutzberechtigter, Asylsuchender und Geduldeter in Bezug auf ihre Beschäftigung von Dr. Michael Maier-Borst, dem Referatsleiter Flucht und Asyl im Arbeitskreis der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und der sehr anschauliche Flucht- und Ankommens-Erfahrungsbericht eines jungen, in Syrien gut ausgebildeten, vorbildlich motivierten, überaus flexiblen und inzwischen mit viel ehrenamtlicher, privater und institutioneller Unterstützung erfolgreich integrierten Palästinensers. Danach ging es an die Themensuche für die Barcamps zu den praktischen Integrationsaufgaben, die noch vor uns liegen und in den meisten Fällen weitaus andere Herausforderungen mit sich bringen. Dafür wurden erwartungsgemäß mehr Themen vorgeschlagen, als in der Kürze der Zeit erschöpfend bearbeitet werden konnten. Am Ende der Themensuche gab es fünf wichtige Themenkreise für die folgenden Gruppengespräche. Ziel war es hier, aus der Erfahrung und der Diskussion aus der Perspektive der Praktiker Vorschläge und Lösungsstrategien für anstehende Integrationsaufgaben zu erarbeiten.

So wurde in allen Barcamps engagiert diskutiert. Am Ende präsentierten die Barcamp-Teams eine ganze Reihe von Empfehlungen und Ideen im Plenum, die für anstehende politische Entscheidungen hilfreich sein könnten. So beschäftigten sich die Teilnehmer*Innen mit Fragen der Aufenthaltsberechtigung bzw. Duldung während der Ausbildung, sie diskutierten über Motivationsanreize für die Arbeitsmarktintegration und befassten sich auch mit dem Dauerthema der kulturellen Unterschiede und in diesem Zusammenhang mit der Herausforderung, deutlich mehr geflüchtete Frauen für Ausbildung und Beschäftigung zu gewinnen. Kritisch betrachtet wurde die Effektivität von Integrations- und Berufssprachkursen. Dabei wurde z.B. sowohl über das Angebot von Integrationskursen und Grundbildungsangeboten für alle Zugewanderten diskutiert, als auch über Sinn und Wirkung einer verpflichtenden Teilnahme u.a. am Integrationskursmodul „Leben in Deutschland“. Auch Bildungsketten, die nicht abreißen dürfen, waren ein wichtiges Thema, genau wie die Chancen auf Erfolg von Ausbildung und Beschäftigung für schon jugendliche Geflüchtete, die sie mit zu wenig fachlichem Hintergrundwissen beginnen, weil sie in ihren Heimatländern dafür zu wenig klassischen Schulunterricht bekommen haben, den auch die Teilnahme am Unterricht in den Willkommensklassen der Oberstufenzentren kaum bzw. oft nur sehr schwer ausgleichen kann. Eine Gruppe beschäftigte sich mit der Transparenz von Informations-, Beratungs- und Vermittlungsangeboten und der großen Projektvielfalt im Land, die teilweise zu Konkurrenz führe und deshalb aus der Sicht einiger Teilnehmer*Innen zentrale Koordination brauche. Und schließlich ging es in Barcamp 3 um das Thema: Wie bekommen wir mehr Unternehmen für die Arbeitsmarktintegration an Bord? Charlotte Kruhøffer, Projektleiterin der KAUSA Servicestelle Brandenburg, hatte es als wichtiges KAUSA-Thema vorgeschlagen und die Runde von gut 20 besonders daran interessierten Teilnehmern dann auch mit konkreten Ergebnissen moderiert. So wurde hier vorgeschlagen für alle Schüler*Innen, vor allem aber für zugewanderte, nach der Schule ein praktisches Jahr in einem oder mehreren Unternehmen zu ermöglichen. Die Idee sei zwar charmant und könnte viele Berufsorientierungsprobleme lösen, erschien der Gruppe aber organisatorisch und aus Sicht der Unternehmen zu schwierig realisierbar. Der zweite Vorschlag des Teams war, eine Art Zentrum für Integrationsleistungen zu schaffen, das die Initiativen und Projekte im Land koordiniert und eine Art spezielle Wissensdatenbank zu den regionalen Angeboten anbietet. Und drittens wurde vorgeschlagen die Öffentlichkeitsarbeit über gute Integrationsbeispiele zu intensivieren und diese über die Unternehmen selbst, weil sie sich gegenseitig am glaubhaftesten informieren könnten, zu motivieren. Als Verbreitungskanäle seien die Sozialen Medien besonders geeignet. Diese besondere Aufgabe für die Öffentlichkeitsarbeit, u.a. über gelungene Berufsorientierung, Praktika, Ausbildungsvorbereitung über Einstiegsqualifizierungen oder das AsA-Landesprogramm und die darin auch mögliche Ausbildungsbegleitung in nachvollziehbaren Stories zu berichten, könne z.B. über die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg gut an die Unternehmen kommuniziert werden. So könnten im Ergebnis positive Geschichten publiziert werden, die durchaus auch Hürden und Umwege zeigen. Sie gäben auch eine gute Chance, dass die Presse aufspringe.

Diskussionen und Vorschläge aus den Barcamps an die Politik und Einrichtungen im Land Brandenburg, die sich mit der beruflichen und sozialen Integration beschäftigen, wurden von Schnellzeichnern grafisch umgesetzt.

Insgesamt, so hob auch Dr. Volker Offermann, Leiter des Referats Frauen und Arbeitmarkt, Arbeits- und Existenzgründungsförderung des MASGF hervor, sei besonders dieser Austausch mit Praktikern ein wichtiger Maßstab und eine unverzichtbare Anregung für die Politik, die nun in verschiedenen Gremien verifiziert werden müsse. Für die künftige Arbeitsmarktintegration der Menschen, die hier eine Chance auf ein neues Leben suchten, müsse jeder im Land, an seiner Stelle, in seiner Behörde nach links und rechts schauen, wo er etwas dafür tun könne. Das reiche von einem intensiven Diskurs, der Vereinfachung von Strukturen, bis zum direkten, persönlichen Hilfsangebot.

Für die KAUSA Servicestelle Brandenburg war die Tagung eine wichtige Möglichkeit, die bestehenden Kontakte mit anderen Netzwerkpartnern zu vertiefen, zum Erfahrungsaustausch und zum Knüpfen neuer Kontakte. Dass zu dieser Tagung kaum Unternehmensvertreter anwesend waren, die wie junge Geflüchtete und ihre Eltern zur Hauptzielgruppe der KAUSA-Beratungstätigkeit gehören und vor allem im Bereich der KMU in der Fläche nur sehr mühsam dafür zu gewinnen sind, unterstreicht noch einmal unsere Idee zu einem „Unternehmensgipfel für mehr Ausbildung im Land Brandenburg“, die wir Anfang 2019 umsetzen möchten.