Ein syrisches Mädchen, das Automechanikerin werden will – warum nicht!

Das war der erster Mädchentreff bei KAUSA in Cottbus – und der nächste ist schon verabredet… Da scheint es kaum Unterschiede zu geben: Wenn, wie an diesem Nachmittag, syrische Mädchen und junge Frauen nach der Schule zusammenkommen, wird ausgelassen erzählt – am Anfang ein bisschen auf Deutsch dann, wenn es um Details geht, mehr auf Arabisch. Es wird gern gelacht und irgendwann geht es kreuz und quer hin und her. Alle reden fröhlich miteinander und aufeinander ein. So, wie man es sich für einen gemütlichen Mädchennachmittag unter 17 und 18 Jährigen vorstellt. Und das geht sogar bei Saft und Keksen. Da ist es egal, dass alle, wie schon am Vormittag in einem Raum sitzen, der noch ein paar Stunden zuvor ein Unterrichtsraum war, dass es eng ist und, dass vier Mädchen ihre Mütter mitgebracht haben, stört hier sowieso niemanden. Denn alle wollen von sich erzählen, sind dankbar, wenn jemand zuhört, sie versteht und wissen will, was sie denken.

Nour, unsere syrische Beraterin, kann das – auf Deutsch und Arabisch. Sie ist seit gut einem Jahr bei der KAUSA Servicestelle Brandenburg, berät hier junge Flüchtlinge, ihre Eltern und Unternehmen zu Ausbildungsthemen. Sie möchte heute Mädchen und ihre Mütter kennenlernen, um zu erfahren, welche Vorstellungen sie von ihrem Leben in Deutschland haben, wie es Ihnen geht und, ob sie etwas über die beruflichen Möglichkeiten von Frauen wissen. Dabei ist ihr bewusst, dass für ein Ja zu einer Berufsausbildung der Töchter in vielen syrischen Familien auch der Zuspruch der Mütter bedeutsam ist. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind“, sagt sie, „mehr als ich erwartet hätte. Und sehr schön ist, dass auch Mütter dabei sind. Sie sind wichtig für ihre Töchter. Die Mütter müssen wissen, dass ihre Mädchen bei KAUSA gut aufgehoben sind, dass wir hier nach der Schule über wichtige Themen sprechen und Fragen beantworten. Vor allem dazu, wie es nach der Schule weitergehen kann, aber auch zu anderen Problemen. Ich glaube, es ist gut, dass sie an meinem Beispiel sehen, dass wir Frauen hier viele Chancen haben. Ein Mädchen hat gerade erzählt, dass sie am liebsten Automechanikerin werden will. Da staunen die meisten anderen. Aber, wenn ich sage, dass das möglich und in Deutschland nicht ungewöhnlich ist, wollen sie mehr wissen. Natürlich muss sie dafür gut Deutsch lernen. Aber, das ist inzwischen fast allen klar. Wenn dieses Mädchen dabei bleibt und gut ist in der Schule, habe ich ihr gesagt, finde ich einen Ausbildungsplatz als Mechatronikerin für sie. Natürlich kann sie ihre Meinung auch noch ändern. Dann kann es gern auch ein anderer Beruf werden. Ausbildungsplätze gibt es ja reichlich in Brandenburg. Es wurde heute aber auch wieder deutlich: Viele wissen so gut wie nichts über Berufe, Praktika, nichts über Ausbildung und die Unterschiede. Nichts über Bewerbung. Das ist mir nach mehr als einem Jahr in der Schule oder am OSZ unverständlich. Ich möchte den Mädchen die Wege zeigen, die sie gehen können. Deshalb bin ich froh, dass dieses erste Treffen so gut gelaufen ist“, sagt Nour Alqutaifani.

Nach einer und einer weiteren halben Stunde Gespräch wünschen sich alle einen nächsten Termin. Die 15 Mädchen und Frauen wollen am 30.11. schon wiederkommen. Bei ihrem zweiten Mädchentreff möchten sie sich Mühe geben, mehr auf Deutsch zu sprechen. Sie haben direkt eine WhatsApp-Gruppe für sich eingerichtet und nehmen sich vor, dort – ausschließlich auf Deutsch – miteinander in Kontakt zu bleiben. Das klingt gut.

Die KAUSA Servicestelle Brandenburg wird in Zukunft regelmäßige Angebote für Mädchen unterbreiten und das in unterschiedlichen Formaten.